Lernen am Vorbild / Mentor / Role Model. Portrait: PD Dr. Jürgen Knapp

Heutzutage gilt es manchmal als verpönt sich an Vorbildern zu orientieren und es heißt „kopiere niemand und sei authentisch“ – aber darum geht es doch auch gar nicht. Es geht mehr darum das Gute an Anderen zu erkennen und sich ein Beispiel daran zu nehmen. Hat man das Glück, dass man längere Zeit von jemandem prägend begleitet zu werden spricht man von Mentoring. Ein Role Model ist man eigentlich in jeder Funktion ständig (nicht nur im Fernsehen, sondern auch im Alltag, es wird einem permanent auf die Finger geschaut) und sollte sich dieser Wirkung bewußt sein. Interessanterweise traut sich kaum noch einer seine Vorbilder zu benennen, dabei leben wir doch in Zeiten voller „Influencer“ auf allen Kanälen.

Daher möchte ich künftig hier gelegentlich Personen vorstellen, die mich prägen und voranbringen. Diese Personen müssend nicht jedermann inspirieren, aber ich möchte damit anregen mit offenen Augen durch die Welt zu gehen. Leider ist man häufig zu schnell dabei Kritik zu üben als das Gute an Anderen zu erkennen. Dabei bringt es weniger zu realisieren, wie man es nicht machen will, als sich an einem positiven Beispiel zu orientieren.

 

Den Anfang soll hier PD Dr. Jürgen Knapp machen, den ich vor mittlerweile über fünf Jahren bei der Alpine Air Ambulance (AAA) kennenlernen durfte. Seither begleiten wir uns gegenseitig konstruktiv und kollegial/freundschaftlich. Ich bin glücklich und stolz darüber, Jürgen gut zu kennen und viel von ihm lernen zu dürfen.

Jürgen war langjährig als Anästhesist und präklinischer Notfallmediziner an der Universitätsklinik Heidelberg und habilitierte auch dort, ehe er als Oberarzt ans Inselspital nach Bern wechselte. Dies brachte ihn auch den von ihm so geliebten Bergen deutlich näher. Daher ist es auch beinahe eine logische Konsequenz, dass er seit vielen Jahren als Notarzt bei der Air Zermatt tätig ist. Dort und bei der AAA kann er seiner Leidenschaft für die Luftrettung nachkommen und dabei durch seine hohe Expertise den anvertrauten Patienten bestmöglich helfen.

Jürgen hat einen hohen notfallmedizinischen Anspruch an sich selbst, wobei er sich dadurch nicht selbst im Weg steht, sondern ihn vielmehr beflügelt. Die selbstkritische Reflexion setzt er in eine konstruktive Optimierung um. Er gehört zu den wenigen aktiven Notfallmedizinern, der selbst Daten sammelt bzw. gewinnt und sie in Originalarbeiten veröffentlicht, die ihm auch schon renommierte Preise eingebracht haben. Ich kenne eigentlich kaum jemanden, der mehr belesen ist wie er. Für mich ist er eine wandelnde notfallmedizinische Enzyklopädie incl. aktueller Studien und Paper ohne dadurch zum Theorie-Nerd zu werden. Ebenso wenig ist er aber auch kein Hardcore-Retter, so fragt er sich bei allen verlockenden Innovationen immer nach der praktischen Umsetzbarkeit.

Gerade weil er so wissenschaftlich sattelfest ist, taucht Jürgen auf dem Expertenpanel und den Herausgebern vieler Zeitschriften auf und er gestaltet auch zusammen mit seinen Freunden PD Dr. Björn Hossfeld und Prof. Michael Bernhard die hochfrequentierte Seite www.news-papers.eu

Jedes Jahr ist Jürgen an vielen Kongressen aktiv präsent und gilt als gefragter Redner, gerade auch bei komplexen Themen wie der prähospitalen Gabe von Blut-/Gerinnungspräparaten.

Dieses Jahr gab es dann noch zusätzlich eine berufliche Zäsur mit dem Antritt der anästhesiologischen Chefarztstelle in Schwyz. Der präklinischen Notfallmedizin und insbesondere der Luftrettung bleibt er glücklicherweise dennoch erhalten.

Durch seine unaufgeregte, zurückhaltende und bescheidene Art läuft Jürgen lediglich mitunter Gefahr unterschätzt zu werden, wobei ich genau diese Eigenschaften sehr schätze und mir als Vorbild nehme.

Er brennt für die Notfallmedizin und widmet ihr daher große Teile seines Lebens. Anders ist die Aktivität in so vielen Bereichen auch gar nicht zu stemmen. Ich wünsche ihm jedenfalls von Herzen, dass ihm dennoch angemessen Zeit bleibt für seine liebe Frau, die süße Tochter, die Berge und den Sport – denn er weiß auch, dass es noch mehr als den Beruf bzw. die Berufung gibt.

Ich bin egoistisch froh mit Jürgen arbeiten und freundschaftlich verbunden sein zu dürfen. Zudem freue ich mich für die Firmen und Einrichtungen, die ihn gewinnen konnten.

 

Ich bin mir recht sicher, jeder hat herausragende Menschen wie Jürgen Knapp um sich, von denen man „sich eine Scheibe abschneiden“ und somit profitieren kann. Es sind somit ganz persönliche und individuelle „Stars“, auch und gerade wenn sie so selbstreflektiert und bescheiden sind. Man muss nur die Augen aufmachen und neugierig sein.

 

Fortsetzung folgt mit weiteren prägenden Personen in meiner Bubble.