Ich hatte bei anderer Gelegenheit schon einmal auf das Bucht "Sterblich sein" von Dr. Atul Gawande berichtet, welches eben nicht nur in englisch, sondern auch in deutscher Übersetzung vorliegt.
Nun habe ich den gleichnamigen englischen Film gefunden, den ich hier verlinken möchte:
https://www.youtube.com/watch?v=lQhI3Jb7vMg
Es ist keine Verfilmung des Buches im Sinne eines Spielfilms o.ä., sondern eher Patientenberichte und Interviews. Mich hat dieser Film zutiefst berührt und erneut zum Nachdenken angeregt. Es ist nicht tragisch, wenn man nicht jedes Wort auf englisch versteht und auch eine Übersetzung würde vermutlich mehr verfälschen als helfen.
Grundsätzlich geht es um den individuellen Umgang mit dem nicht plötzlichen sondern erwarteten Tod. Wie möchte man die verbleibende Zeit verbringen? Was für Prioritäten, Wünsche und Bedürfnisse gibt es?
Ich war, bin und bleibe passionierter Notfallmediziner und versuche in den richtigen Momenten mit allem Wissen und Können gegen den Tod an zu kämpfen und Leben zu retten. Gerade in der nicht selten medial aufgebauschten öffentlichen Wahrnehmung entsteht aber ein verzerrtes Bild. Zahlenmäßig eher selten kommt es zu perakuten und plötzlichen Unglücksfällen bei denen jede Sekunde zählt und alle Register gezogen werden müssen. Wobei ich alle Anstrengungen hierfür für gerechtfertigt halte, nur damit kein falscher Eindruck entsteht. Zur rechten Zeit ein entschlossener Kämpfer für das Leben zu sein empfinde ich anhaltend als großes Privileg.
Was weiterhin aber eher gesellschaftlich tabuisiert und verdrängt wird ist der eigene Umgang mit dem Sterben und die damit verbundenen Wünsche und Bedürfnisse. Dies ist absolut verständlich und ich möchte es daher auch nicht kritisieren, denn diese Gedanken sind nicht leicht und oftmals auch schmerzlich. Es ist völlig normal so lange es geht dieser Thematik aus dem Wege zu gehen, auch wenn es nicht gut ist.
Auch und vielleicht gerade alle in der Akutmedizin Tätigen sollten sich meiner Meinung nach ganz intensiv damit auseinandersetzen. Nicht nur, weil man selbst auch sterblich ist und es wissen könnte/sollte, wie wichtig es ist sich damit früh auseinander zu setzen, sondern weil es die eigene Arbeit auch in den richtigen Kontext setzt. Man erkennt, dass viele Rettungsdiensteinsätze bzw. Patientenkontakte in der Akutmedizin tatsächlich eine ganz andere Zielsetzung haben, als man zunächst denkt. Nur gar zu einfach driftet man von einer PATIENTENZENTRIERTEN Behandlung ab weil man es doch fachlich und sachlich richtig machen und sich somit keinen Vorwürfen aussetzen will. Dabei wäre es wichtiger nicht nur empathisch und zugleicht authentisch zu handeln, sondern auch bei Bedarf ein Advokat des Patienten zu sein, der dessen Wünsche und Bedürfnisse durchsetzt. Und dies ist manchmal recht weit weg von evidenzbasierter Medizin, Leitlinien und Lehrbuchinhalten.
Denkt mal drüber nach... es lohnt sich... für Euch und Eure Patienten.