Zu den Ostertagen bekam ich von einem guten Freund ein ganz besonderes Geschenk: Das Buch „Bergarzt aus Leidenschaft“ über Bruno Durrer aus Lauterbrunnen. Ich hatte davon schon gehört, aber von allein hätte es beim allgemeinen Trubel nicht auf meine Agenda geschafft. Flott bin ich durch die Seiten gekommen, fachlich gelernt habe ich nichts, was aber auch nicht Sinn dieses Buches (zumindest für mich). Aber es hat mich erneut zum Nachdenken angeregt und ich durfte in dieser Hinsicht einiges hinzulernen.
Ich bedaure auch Bruno nie persönlich kennen gelernt zu haben, ich denke wir hätten uns gut verstanden und hätten Einiges zu diskutieren gehabt.
Bruno Durrer war über Jahrzehnte der versorgende Allgemeinmediziner im wunderschönen Lauterbrunnen mit seiner reizvollen aber auch sehr herausfordernden Landschaft. Er war jedoch nicht nur Allgemeinmediziner, sondern auch passionierter Notfallmediziner sowie Alpinist. So entwickelte er die Bergrettung der Air-Glaciers über viele Jahre hinweg maßgeblich weiter. In dieser beruflichen Kombination gibt es also schon einige Parallelen zwischen uns und ich mußte bei vielen Details schon sehr schmunzeln, weil es mich an mich selbst erinnert hat. Aber einen wirklichen Vergleich will ich nicht anstellen, hat ja eh noch nie etwas gebracht.
Vielmehr will ich auf die Rolle des „Landarztes“ im absolut ländlichen Bereich heraus: Die geforderte medizinische Palette ist deutlich breiter, um nicht ganzheitlich zu sagen, quasi die medizinische „eierlegende Wollmilchsau“, was aber genau für Bruno und mich die Herausforderung und der Reiz ist. Und Bruno durfte das gleiche Privileg genießen wie ich, dass die Patienten es tolerieren und akzeptieren, wenn „ihr“ Arzt gerade auf Notfalleinsatz ist und sich dadurch der eigene Termin verzögert. Natürlich ist es im Lauterbrunnental alles noch extremer wie im Schwarzwald, aber Ähnlichkeiten gibt es schon. Und was absolut heraussticht: Bruno war während seiner ganzen Wirkungszeit von seiner Passion und Leidenschaft einer guten (akut-) medizinischen Versorgung im ländlichen Raum getrieben und getragen, was ihn über viele Regelungen und Einschnitte von außen hinweggeholfen hat. Natürlich gibt es bei solchem Tatendrang auch immer Neider und Mitmenschen, die diesen hohen Antrieb nicht verstehen können, aber ich glaube Bruno konnte es genauso stoisch ertragen wie ich, weil wir ein klar definiertes Ziel vor Augen haben.
Trotzdem fällt es natürlich nicht immer leicht so lange am Ball und engagiert/motiviert zu bleiben und so gibt es schwache Momente – aber sie können überwunden werden.
Wie gesagt, wer ein Fachbuch oder Arztroman sucht wird enttäuscht, aber es ist in meinen Augen ein lesenswertes Bekenntnis zur breit aufgestellten Landarztmedizin und Liebe zum ländlichen Raum.