Nicht zum ersten mal schreibe ich, dass es für mich persönlich außerordentlich wichtig für meine (notfallmedizinische) Arbeit ist, dass ich auch körperlich fit bin. Zum Jahresanfang fühlte ich mich aber überhaupt nicht so und so kam ich zur Idee meines "Project Fourty", welches mindestens bis Oktober andauert.
Heute habe ich ein wichtiges Etappenziel erreicht: Ich darf stolz minus 10kg Körpergewicht seit Jahresanfang feiern und dies sogar noch trotz Ausbau meiner körperlichen Leistungsfähigkeit. Mit Diäten, "FDH" etc ist es relativ "einfach" sich Gewicht weg zu hungern, aber man braucht nicht glauben parallel auch noch sportlich aktiv sein zu können. Daher esse ich seither nur "bewußter" und mit Mass, je nachdem wieviel von mir auch körperlich abverlangt wird. Ansonsten ist meine Massgabe nur ausgewogen und "bunt" zu essen, aber es darf auch ohne schlechtes Gewissen mal gesündigt werden. So gibt es sicherlich viele Menschen, die in der gleichen Zeit schon viel mehr Gewicht verloren haben, dafür zolle ich auch absolut Respekt, aber für mich war es jetzt eben so gut und richtig und so sehe ich auch mit Gelassenheit und Freude auch den nächsten Kilos entgegen, die es noch zu verlieren gilt.
Beim Gewicht ist es simpel den Erfolg aus zu drücken, dafür benötigt man nur eine Waage. Bei der körperlichen Leistungsfähigkeit ist es da schon etwas schwieriger. Eigentlich hatte ich mir für 2020 einige sportliche Veranstaltungen als große und übergeordnete Ziele, die ich stemmen wollte. Allesamt sind sie nun der Corona-Pandemie zum Opfer gefallen. Ein positiver Effekt war aber nun dabei, dass ich auf mich bzw. auf meinen Körper hören konnte und lediglich zum "Spass" an der Sache trainieren brauchte.
So kam ich immerhin neben meiner ca 70h-Arbeitswoche auf folgende sportliche Landmarks in 2020:
Laufen/Trailrunning:
25 Läufe
242 km
5.600 Höhenmeter
Rennrad:
41 Fahrten
1.011km
22.200 Höhenmeter
Auch hier gibt es zweifelsohne viele ambitioniertere Sportler, aber in Bezug auf mein Arbeitspensum bin ich doch ganz zufrieden. Dank des guten Wetters in den vergangenen Monaten brauchte ich deutlich weniger im Übungsraum trainieren. So blieb das Krafttraining zwar etwas auf der Strecke, aber wie gesagt wollte ich sportlich auch nur das machen, wonach es mir gerade steht. Und da bin ich dann doch viel lieber Outdoor im sagenhaften und von mir so geliebten Schwarzwald unterwegs als im Übungsraum zu pumpen.
Warum schreibe ich dies aber nun auf meinem Notfallmedizin-Blog? Nun ja, wie gesagt glaube ich, dass man für eine gute Arbeit auch physisch fit sein muss. Beherrscht uns nicht der körperliche Stress, so haben wir mehr mentale und kognitive Ressourcen für die Herausforderungen unserer Einsätze und man ermüdet körperlich wie mental deutlich später. Man lernt durch den Sport deutlich besser seine Grenzen kennen und kann damit dann umgehen. Meine Ausrede der letzten Jahre war immer "würde ja gerne, hab aber leider leider keine Zeit für Sport". Dieses Jahr ist es mir bisher gelungen diese Ausrede nicht gewinnen zu lassen. Da der Tag aber nun mal nur 24h Stunden hat muss man Kompromisse eingehen. Damit die Familie nicht gar zu sehr unter den sportlichen Ambitionen leidet verbinde ich die Rennradtouren zumeist mit dem Arbeitsweg nach Todtnau. Zum Anderen muss man auch andere Abstriche machen, und daher gab es in den letzten Wochen hier auch deutlich weniger zu lesen als sonst.
Es hat also nichts mit einer etwaig nachlassenden notfallmedizinischen Begeisterung meinerseits zu tun, sondern ich habe mich nur neu fokussiert. Seither habe ich auch notfallmedizinisch den Eindruck sehr viel belastbarer und stressresistenter zu sein, wo von ich sehr profitiere. Wenn ich nun bei der Hitze den Notfallrucksack stöhnend schultere muss ich über mich selbst schmunzeln, denn früher war ich ohne Rucksack mit dem gleichen Gewicht unterwegs, nur eben halt am Bauch und um die Hüften.
Gefeiert habe ich das Etappenziel aber nicht mit einer Sahnetorte, sondern standesgemäß mit einem Trail-Halbmarathon am Schauinsland, und dies verrückterweise am bisher heißesten Tag des Jahres. Genau so wichtig wie die Muskelaktivität war hierbei die ausreichende Zufuhr von Flüssigkeit, Zucker und Salz. Da möchte ich doch zum Abschluss des Beitrags nochmal den Bogen zu einem älteren Text spannen, in dem ich auf die Notwendigkeit hingewiesen habe auch und gerade im Dienst/Einsatz auf die ausreichende Flüssigkeits- und Energiezufuhr zu achten, weil uns sonst gerade bei diesen Temperaturen extrem schnell schlicht unser Treibstoff ausgeht und wir keine gute Leistung (weder körperlich noch kognitiv) mehr abrufen können. Also, Trinkflasche und ein paar schnell verfügbare Kalorien "to go" nicht vergessen! Auch und gerade wenn man sonst auf die Kalorien achtet um Gewicht zu verlieren.
https://www.relive.cc/view/vXvLpBG9o7v