Die Überschrift ist Wunsch für die Leser und meine persönliche Festtagszusammenfassung zugleich. Ich wünsche Allen, dass die dieser Tage eine glückliche Zeit mit Ihren Lieben verbringen und aber auch zur Ruhe kommen können. Bei der heutigen globalisierten und schnelllebigen Zeit scheint dies einer Quadratur des Kreises gleich zu kommen.
Stolz darf ich aber sagen, dass mir dieses Glück vergönnt war, wofür ich insbesondere meiner Familie dankbar bin.
An Heiligabend waren meine Kids und ich auf einen Kurzbesuch im Todtnauer Pflegeheim bei „meinen“ Bewohnern im Dachgeschoss. Alexa hat mit ihrer Querflöte für Weihnachtsstimmung gesorgt während ich mit Victoria und Benedikt etwas Gebäck verteilt habe. Und nein, ich habe die Kids nicht genötigt mich zu begleiten, sie wollten mal die Bewohner kennen lernen und ich habe gesagt dies wäre eine nette Idee. Mir selbst war es jedenfalls ein Bedürfnis an diesem besonderen Tag vorbei zu schauen. Danach haben wir den Heiligabend ganz klassisch verbracht incl. gelungenem Krippenspiel in der Kirche unter Mitwirkung von Alexa und Benedikt. Am ersten Weihnachtstag waren wir bei meinen Schwiegereltern zusammen mit der ganzen Familie eingeladen. Heute, am zweiten Weihnachtsfeiertag versehe ich Notarztdienst in Todtnau. Dies stellt aber keine Belastung für mich dar, da für mich Dienst am Sonntag oder kirchlichen Feiertagen ja immer „Gottesdienst“ ist und ich so auch ruhige Stunden habe um zur „Besinnung“ zu kommen.
Verrückt, übermorgen fahren wir wieder nach Südtirol und an Silvester jährt sich mein Entschluss in die Allgemeinmedizin zu wechseln. Dieser Entschluss ist mir damals nicht leichtgefallen, weil mir die Arbeit auf der MIT sehr viel Freude bereitet hat und ich viele liebe Menschen kennen lernen durfte. Aber der Schritt war notwendig, weil ich mit dem Schichtdienst zunehmend mehr Mühe hatte. Anhaltend bin ich der Klinik dankbar, dass sie meine Kündigung so tapfer akzeptiert und dennoch weiterhin warmherzig gefördert hat. Wenn ich nun als Notarzt mal wieder auf die Station komme fühle ich mich weiterhin daheim oder wie bei guten Freunden. Ihr seid klasse meine Lieben!
Mit dem Entschluss nach Todtnau ins Gesundheitszentrum zu wechseln habe ich mir wohl selbst das größte Geschenk für 2019 gemacht. Ich habe es keinen Tag bereut und gehe wirklich mit Begeisterung zur Arbeit. Die Tätigkeit macht mir inhaltlich-fachlich Freude und ich habe ein riesiges Glück auf tolle Chefs, Kollegen und ein klasse Team getroffen zu sein. So durfte ich auch neben der regulären Arbeit noch ein paar sehr fruchtbare Projekte vorantreiben, was mir sehr viel Spass gemacht hat und ich habe schon Einige mehr in der Pipeline, welche ich 2020 mit Elan und Motivation anpacken will. Für mich aber auch sehr wichtig ist, dass ich meine anderen Tätigkeiten wie beispielsweise für die AAA weiter nachgehen kann – ich brauche diese Abwechslung, welche mich sehr beflügelt.
Und ja, ich traue mich mittlerweile auch zu sagen, dass ich glaube meine berufliche Heimat gefunden zu haben. Dies freut auch meine Familie sehr, die unter meiner Sprunghaftigkeit recht gelitten hat. Ich bekomme hier viele Chancen mich weiter zu entwickeln und zugleich anderen durch Lehrtätigkeiten etwas bei ihrer Entwicklung zu helfen.
Und auch eine andere Erkenntnis habe ich gewonnen: Mein Blickwinkel auf meine persönliche Entwicklung hat sich verändert. Als Verbildlichung muss ein klassischer Adventskalender herhalten: Früher habe ich mich über alle Türen geärgert, die ich nicht aufbekommen habe, obwohl ich der Meinung war „ich hätte ein Recht darauf“ es zu öffnen. Es erschien mir der richtige Tag zu sein und ich glaubte es verdient (mich entsprechend qualifiziert) zu haben durch die Tür hindurch zu schreiten. Was ich nicht gesehen habe waren zwei Dinge:
1.) Die vielen zurückliegenden offenen Türchen, die ich bereits „abernten“ und erleben durfte. So viele Türen gingen schon in meinem Leben auf, durfte unglaublich viel lernen und mich somit entwickeln bzw reifen. Unzählige liebe Menschen habe ich dadurch kennen gelernt. Ein gigantischer Reichtum, welcher sich da in knapp 40 Jahren angesammelt hat. Ich bin unglaublich dankbar für dieses große Glück.
2.) Vor lauter Empörung, weil sich eine Tür nicht öffnen ließ oder gar wieder zugefallen ist, habe ich nicht gesehen, dass sich dadurch eine neue Tür öffnete, auch wenn ich mich vielleicht hierfür noch eine Zeit gedulden mußte. So hat sich mein Weg prächtig entwickelt und es tauchen viele neue verlockende Türen auf.
Hätte ich damals mit Gewalt und verbissen manch an sich verschlossene Tür aufgebrochen oder eingetreten, wer weiß ob sich die anderen Türchen offenbart hätten. Ich glaube es ist schon mehr als gut so, und ich kann glücklich und zufrieden sein, wie sich alles entwickelt hat.
Somit kann ich im Prinzip allen Menschen und Institutionen dankbar sein, die mich nicht eingelassen haben. Es ist mühsam und ich sollte keine weitere Zeit damit verschwenden mir zu überlegen, warum diese Türen wohl nicht aufgegangen sind: War ich nicht qualifiziert genug? War ich zu fordernd oder frech? Bin ich jemand auf den Schlips getreten? Warum habe sich so viele Absagen erhalten und auch menschliche Körbe kassiert? Mich hat dies häufig und schwer gekränkt, weil ich doch immer nur gute Absichten hatte und für das Zimmer hinter dem Türchen hoch motiviert war. Diese Widerstände und Enttäuschungen haben mich häufig fast kirre gemacht. Denn ich war und bin auch weiterhin überzeugt, dass man Ziele haben und diese mit hohem Engagement, viel Motivation und Durchhaltevermögen verfolgen sollte. Aber ich habe erkannt, dass man dabei nicht zu engstirnig sein sollte. Wie viel Kraft habe ich durch diese empfundenen Kränkungen verloren, ob es nun beabsichtigt war oder nicht. Vielmehr sollte ich offen und neugierig nach vorne schauen, die Zukunft benötigt genug Kraft, da sollte ich sie nicht mit Groll gegenüber der Vergangenheit vergeuden. Man darf sich meiner Meinung nach auch mal egoistisch sagen „wer (mich) nicht will, hat gehabt (mich nicht verdient). Das wohlige Licht aus den offenen Törchen aus der Vergangenheit geben mir die Wärme und die Kraft mich den neuen Herausforderungen und Projekten zu widmen, die noch hinter geschlossenen Türen auf mich warten.
Also, herzlichen Dank:
- Den lieben Menschen hinter den vergangenen offenen Türen, von denen ich unglaublich viel lernen und dadurch reifen durfte. Auch menschlich haben sich mich unglaublich bereichert. Ich bin extrem gesegnet!
- Meiner lieben Familie, die mich auf meinem oft zackigen und holprigen Weg treu und liebevoll begleitet.
- Den wunderbaren Menschen, mit denen ich jetzt zusammenarbeiten darf. Ich darf jeden Tag viel lernen und habe Freude und oft auch Spass dabei! Ich fühle mich wohl und daheim, richtig angekommen. Trotzdem habe ich nicht das Bedürfnis mich auf die faule Haut zu legen sondern brenne auf die kommenden Aufgaben und Möglichkeiten.
- Den Menschen, die mir Türen verschlossen bzw. zugehalten haben. Was auch immer die Motivation (Neid, Angst, Missgunst, fehlendes Interesse...) dazu war, es sei verziehen und ich will damit meinen Frieden finden. Vermutlich nur dadurch entwickelte sich mein jetzt so wunderbarer Weg.
Ach, was geht es mir gut und wie reich wurde ich über die Jahre beschenkt – eine wahrlich weihnachtliche Einsicht! Neidisch? Braucht ihr nicht zu sein, ich glaube Euch geht es genauso. Denkt mal drüber nach.
Frohe Weihnachten - Der Herr segne Euch und Euren Weg!
Keine Sorge, demnächst kommen auch wieder notfallmedizinische Inhalte, aber ich halte es für Jedermann richtig und sehr wichtig mal über seine/ihre Lage zu reflektieren, da es den Blick nach vorne leichter und klarer macht.