Interessantes Medikament und spannend wie ein Krimi: Penthrox

Durch meine Tätigkeit in der Schweiz bin ich auf das inhalative Anästhetikum für den präklinischen Einsatz Penthrox (Methoxyfluran) gestoßen. Da es durch die "grüne Pfeife" nur in vergleichsweise geringen Dosen aufgenommen wird, kommt es auch fast nur zu einem analgetischen aber kaum sedierenden Effekt. Der Wirkstoff ist schon seit Jahrzehnten bekannt, auch als Analgetikum in der Notfallmedizin besteht eine jahrzehntelange Erfahrung mit der "Green whistle" insbesondere in Australien, Neuseeland, England und nun auch in der Schweiz sowie Österreich. Dabei wurde und wird es hauptsächlich durch nichtärztliches Personal eingesetzt. Dies wird dadurch möglich, dass die Substanz nachweislich sicher und kaum mit Nebenwirkungen behaftet ist. Leider ist es nur für Erwachsene mit mittlerem bis schweren traumatischem Schmerz zugelassen.

A propos Zulassung: Penthrox ist auch in Deutschland zugelassen und somit grundsätzlich verwendbar. Aber nun wird es spannend. Vergeblich habe ich versucht das Medikament über eine Apotheke zu beziehen. Auf Nachfrage beim Hersteller hin wurde mir dort mitgeteilt, dass Penthrox zwar in Deutschland zugelassen, aber dort nicht vertrieben wird. Daher könnte man es höchstens über eine internationale Apotheke beziehen. Einen wirklichen Grund konnte man mir nicht nennen... erst hieß es dann wirtschaftliche.... dann doch politische Gründe...

Natürlich sind diese politischen Gründe reine Makulatur, aber dennoch spannend, denn normalerweise lässt die Pharmaindustrie ja keine Möglichkeit aus Geld zu verdienen. Spekulativ könnte auffallen, dass es sich um ein sicheres und effektives Medikament handelt, welches klassischerweise durch nichtärztliches Personal angewendet wird um einen Gefäßzugang und i.v.-Analgesie zu vermeiden. Und das in einem Land, wo derzeit gerade heftig über die Kompetenzen des nichtärztlichen Rettungsdienstpersonals gestritten wird... tststs...

Ich hoffe unsere Nachbarn in Österreich und der Schweiz zeigen uns durch ihre Erfahrungen mit dem Medikament, ob es auch in Deutschland eine nützliche Alternative wäre...

Dann käme allerdings die wahre Herkulesaufgabe auf einen zu, in dem man die (ärztlichen) Stakeholder und die Kostenträger überzeugen müßte. Wobei die Argumente in meinen Augen eigentlich auf der Seite von Penthrox schlüssig sind (sichere Anwendung, Vermeidung kostenintensiver Notarzteinsätze...)

Ich sehe mich schon am ärztlichen Standes-Marterpfahl gefesselt, aber ich denke wir sollten uns die positiven und langjährigen Erfahrungen anderer Länder und Rettungssysteme zumindest sagen lassen.

Wer sich genauer für Penthrox interessiert, hier gibt es einen sehr informativen und fachlich-fundierten Vortrag aus Österreich:

Youtube-Vortrag

Und hier noch ein Informationsblatt des deutschen BfArM: 

BfArM-Informationsblatt

 

Ich bin schon sehr gespannt wie es weitergeht, ist ja schon fast wie in einem Wirtschaftskrimi mit Lobbyisten und allem was dazu gehört.

Dabei ist mir ein solches Gezanke eigentlich zu blöd, ich will doch nur eins: Unseren uns anvertrauten Patienten eine schnelle und effektive Behandlung allein zu ihren Gunsten zukommen zu lassen.