Ich hatte es ja am Jahreswechsel schon angekündigt, nun ist es soweit - es heißt für mich Abschied nehmen vom sagenhaften Team der medizinischen Intensivtherapiestation der Uniklinik Freiburg.
Mir ist es wichtig nochmal zu betonen, dass die Kündigung von mir aus ging, nachdem ich insbesondere durch die Nachtdienstblöcke den Tag-Nacht-Rhythmus verloren hatte, was mich körperlich wie mental bedrohlich gehandicapt hat. Es lag also allein an mir und nicht an der Klinik, ich lass nichts über die Abteilung kommen, man ging dort höchst professionell, sachlich und zugleich warmherzig sowie verständnisvoll mit meiner Entscheidung um.
Die letzten Schichten waren nochmal sehr herausfordernd und sie brachten mich mehrfach an meine fachlichen wie menschlichen Grenzen, ich wurde jedoch getragen von einer phantastischen Performance des gesamten Teams, so dass ich sehr befriedigt auf diese Tage zurückblicken kann.
Vor meinen abschließenden Hausdiensten heute und morgen Nacht war es gestern dann auf der Intensivstation wahrlich emotional und berührend. Neben ein paar Kalorien habe ich auch noch zwei Büchersätze auf Station hinterlassen, die mir viel bedeuten und die großen Einfluss auf meine Arbeit und Entscheidungen hatten. Ich würde mich sehr freuen, wenn sie dort leihweise durch die Reihen wandern und auf diese Art etwas von meiner "Denke" auf der Station bleibt.
Faktor Mensch (Daniel Marx): Ein super Überblick über die "Human-Factors" und "Non-technical skills". Das Rückgrat meiner eigenen Arbeit in der Akutmedizin.
Das Café am Rande der Welt (John Strelecky): Eine sagenhafte Geschichte vom Sinn des Lebens und über den "Zweck der Existenz".
Sterblich sein (Atul Gawande): Der Name des Buches sagt alles und trifft auch den Kern der Akutmedizin, für mich eine absolute Pflichtlektüre.
Bitte liebes MIT-Team, bewahrt Euch Eure warmherzige Art und den Teamgeist. Die Teamleistung überschreitet bei weitem die Summe der Einzelleistungen. Seht weiterhin wie bisher nicht nur den Patienten, sondern auch den Mensch dahinter. Jeder kann stolz sein Teil des Teams zu sein. Bedenkt bitte folgenden Leit- und Anspruch, der mir sehr wichtig ist und den ich versuche so gut ich kann zu beherzigen: "Making a difference" - ob beruflich/fachlich , menschlich oder als Ausbilder/Betreuer für neue Kollegen.
Ich freue mich unglaublich auf meine Tätigkeit in der Allgemeinmedizin und ich werde schon bald ausführlich darüber berichten, aber nun sei mir nochmal etwas Wehmut gegönnt. Kürzlich habe ich folgenden Satz gehört, der mich nun tröstet: "Tränen sind nichts schlimmes, sie sind nur Ausdruck dessen, dass einem etwas sehr wichtig ist."
Aber ich muss auch eine Warnung aussprechen: Wer schon hofft ich kehre auch der Notfallmedizin den Rücken, muss ich enttäuschen, ich werde weiterhin notärztlich zu Lande und in der Luft mein Unwesen treiben :-)