Ich verstehe es einfach nicht: Für Viele kommt scheinbar die Influenza-Welle genau so unerwartet und plötzlich wie Ostern und Weihnachten. Keiner hat damit gerechnet und dann war es plötzlich da!
Und dass es dann so schlimm ist?! Auf einmal sind junge und bisher weitgehend gesunde Menschen auf eine ECMO angewiesen und für Einige geht es gar tödlich aus...
Impfkampagnen hat es die letzten Jahre mehrere gegeben und die Impfrate ist wirklich gestiegen. Aber auch die Rate der Gegner, die Impfreaktionen oder ganz abwegige Folgen fürchten. Klar, im Prinzip muss es jeder selber wissen, ob er sich impfen lässt oder nicht, es herrscht ja keine Pflicht. Man sollte jedoch dann auch nicht klagen, wenn es einen erwischt hat und man die Konsequenzen tragen muss. Es sei auch das Gedankenspiel erlaubt, was für ein volkswirtschaftlicher Schaden jedes Jahr durch diese oft vermeidbare Erkrankung entsteht (v.a. Arbeitsausfälle und Behandlungskosten). Und herzlichen Dank auch an alle Impfgegner, die ihre Familie, Freunde und Kollegen oder auch "nur" einen Risikopatienten in der Strassenbahn anstecken.
Klar, ich weiß, nicht jede Influenza-Erkrankung ist durch den aktuellen Impfstoff vermeidbar und ich lag selber schon einmal nach einer Impfung zwei Tage fiebern flach (aber ich denke die Erkrankung hätte mich länger außer Gefecht gesetzt). Zudem sehe ich auf der Intensivstation natürlich auch nur die schreckliche und besonders schlimme Spitze des Eisbergs. Stimmt, aber ich muss auch den weinenden Angehörigen sagen, dass man nun jetzt nicht so schnell und einfach was machen kann und es auch keine Garantie gibt, dass alles folgenlos bleibt.
Ich möchte aber nicht nur schimpfen sondern es auch nicht versäumen auf eine besondere Gattung von Mitarbeitern des Gesundheitswesens hin zu weisen, wie sie aktuell wieder beobachtet werden können: Die Kondom-Taktik! Kaum ist nur der Verdacht auf eine Influenza-Erkrankung bei einem Patienten geäußert worden, verhüllen sie sich wie im Film "Outbreak" bis sie fast vor Überhitzung und Sauerstoffschuld unter ihrer Schutzkleidung zusammen brechen. Interessanterweise sind es nicht selten die selben Mitarbeiter, die es sonst mit der Basishygiene nicht so genau nehmen, aber wenn dann die Grippewelle da ist, dann....
Bin ja mal gespannt wie es wird, wenn ich ab der nächsten Saison die hausärztliche Seite dieser Thematik erleben werde, aber ich glaube ich habe in den letzten Jahren zu viele tragische und schlimme Verläufe erleben müssen, als dass sich meine Grundeinstellung dazu ändern könnte.
So, genug gemault und polarisiert, ich glaube ich konnte meine Meinung klar machen (ein großer Vorteil eines eigenen Blogs, den man vor niemandem verteidigen muss) - nun sage ich einfach nur noch zum Abschluss "GESUNDHEIT"! Und herzlichen Dank allen Sponsoren meiner Arbeitsstellen, denn ohne unsere Patienten gäbe es keinen Bedarf an so Typen wie mir.