Man soll sich ja besonders mit seinen Schwächen auseinandersetzen...
Ehrlich gesagt war dies der Grund für mich diesen Kurs zu besuchen. Wie oft habe ich mich schon durch die Antibiotika gequält um sie ansatzweise zu verstehen und es mir auch nachhaltig merken zu können (was mir bisher eher nicht gelungen ist): Im Studium, während der Rotation auf der Intensivstation, bei der Vorbereitung auf die Facharztprüfung, usw.
Und es scheint nicht nur mir so zu gehen, viele Kollegen bezeichnen die Antibiotika nicht gerade als ihre Lieblingssubstanzen der Pharmatherapie. Einerseits kennt Jeder die hohe Bedeutung der Antiinfektiva, und es mangelt auch nicht an der Erkenntnis, dass in der täglichen Praxis häufig damit Schindluder getrieben wird. Dies führt nicht nur zu einem ernsthaften Patientenschaden durch eine inadäquate Therapie, sondern auch zur verschärften Resistenzsituation sowie zur "Umweltbelastung" durch diese Substanzen.
Ein hervorragender Ansatz ist hier das sogenannte "Antibiotic Stewardship" oder wie es so schön im Kurs genannt wurde "Die Antibiotika-Dümmerer". Es geht hierbei um einen verantwortungsbewußten, adäquaten und rationalen Gebrauch von Antiinfektiva. Hierbei ist es nicht mal so wichtig wo welche Substanz wirkt, sondern es stehen praktischere Fragen im Fokus: "Welcher Patient erhält bei welcher Erkrankung/Symptomatik, welches Antibiotikum auf welche Weise? Wie lange und wieviel? Was für Diagnostik ist nötig (Infektkonstellation, mikrobiologische Kontrolle, Drugmonitoring, Abgleich mit der Dauermedikation und Vorerkrankungen der Patienten) ehe man die Therapie beginnt und wann muss man was kontrollieren?
Es ist essentiell hierfür die Prinzipien verstanden zu haben und sich der Herausforderung und Verantwortung bewußt zu sein. Man braucht nicht viel auswendig wissen (auch wenn es dies natürlich einfacher macht), weil es nicht um Sekunden wie bei anderen Massnahmen in der Notfallmedizin geht, häufig kann man auch nachschlagen aber hierzu muss man wissen was für Angaben man wo sucht.
Auch wenn an mir kein Infektiologe, Hygieniker, Mikrobiologe oder Pharmakologe verloren gegangen ist, so habe ich doch sehr von dem Kurs und vom dahinterstehenden Konzept profitiert und ich bin sehr motiviert einige Aspekte unmittelbar in meiner innerklinischen Tätigkeit um zu setzen. Der hohe Praxisbezug im Kurs fordert dies quasi auch heraus.
In meinen Augen wäre es auch wünschenswert, wenn nicht nur einzelne Ärzte diesen Kurs besuchen, sondern es grundsätzlich gefordert werden würde. Eine adäquate antiinfenktive Therapie ist nicht nur ein Qualitätsindikator, sondern wir tragen eine hohe Verantwortung damit, nicht nur für den Patienten, sondern auch gesellschaftlich. Es geht dabei um viel Geld und noch viel wichtiger: Treiben wir mit diesen Substanzen weiterhin Schindluder, so brauchen wir sie uns bald nicht mehr zu merken, denn dann werden die hohen Resistenzraten ihren Einsatz eh wirkungslos machen. Viele wirksame und bezahlbare Ersatzsubstanzen sind übrigens nicht in Sicht....
Ich habe übrigens den Kurs beim Deutschen Beratungszentrum für Hygiene (BZH) in Freiburg gemacht, welches den Kurs in Zusammenarbeit mit der Akademie der Ärztekammer Südbaden anbietet.
http://www.bzh-freiburg.de/Akademie/antibiotikabeauftragter-arzt
Die Kollegen habe ein ausgeklügeltes und professionell-hochwertiges didaktisches Konzept, was es mir recht einfach gemacht hat mich auf dieses nicht leichte Thema ein zu lassen, weshalb ich den Kurs nur empfehlen kann.