Es kommt ja immer alles anders als man denkt, und so auch in der letzten Woche...
Vor meinen Nachtdiensten in der Klinik und im Rahmen meiner bescheidenen sportlichen Ambitionen war ich letzte Woche Dienstag zusammen mit Artemis joggen. Nach ca. 5km wollte ein anderer Hund mit ihr spielen und beide tobten unmittelbar los...ich weiß gar nicht mehr ob ich über den Hund oder die Leine gefallen bin... schon lag ich johlend am Boden. Zunächst dachte ich, es wäre nichts weiter passiert, dann mußte ich mich aber doch von meiner Frau mit dem Auto abholen lassen und sah zügig ein, dass ich mich krank melden und in der Klinik vorstellen muss.
Ich danke den Kollegen am UNZ Freiburg für die schnelle und kompetente Abklärung sowie die mitleidigen Blicke, weil die Bildgebung leider eine dislozierte Fraktur des Os triquetrum der von mir geschätzten rechten Hand zeigte. Die Kollegen der Handchirurgie nahmen sich daraufhin meiner an und am Donnerstag erfolgte ambulant der Versuch der operativen Versorgung, wobei aber leider ein Frakturfragment weiter zerbrochen ist.
Für mich war es auf jeden Fall seit vielen Jahren mal wieder eine lehrreiche Selbsterfahrung in Allgemeinanästhesie versetzt zu werden. Das Sufentanil zog mich gefühlt und extrem schnell in den OP-Tisch hinein, ansonsten habe ich nur noch den Start der Propofol-TCI realisiert, dann ging der innere Kassettenrekorder für mich auch erst wieder im Aufwachraum an. Habe nun auch ansatzweise verstanden, was ein (mildes) postoperatives kognitives Defizit ist: Äußerlich wirkte ich wie man mir sagte bekloppt wie immer, ich fühlte mich auch subjektiv gut und wieder Herr meiner Sinne. Tatsächlich ist es aber doch erstaunlich, dass mir viele Dinge aus den ersten postoperativen Stunden zwischenzeitlich entfallen sind bzw. dann im Nachhinein chronologisch falsch eingeordnet wurden. Beispielsweise fand ich am Folgetag eine SMS vom Vortag wieder, die mir irgendwie bekannt vor kam, ich mich aber nicht wirklich daran erinnern konnte. Im Nachhinein bin ich mir sicher, dass ich die SMS gleich nach der OP im Aufwachraum gelesen habe, doch blöderweise hatte ich dort mein Handy garnicht dabei...
Am ersten postoperativen Tag fuhr ich dann schmerzgeplagt aber vom wilden Ehrgeiz gepackt mit dem Zug zur agswn-Jahrestagung nach Baden-Baden - glücklicherweise sah mich dort niemand im Hotelzimmer, wie ich für das morgendlich Ritual im Bad incl. Ankleiden über eine Stunde gebraucht habe. Aber ich wollte mir doch keinesfalls die Ehre entgehen lassen dort einen Vortrag über CRM zu halten. Ich hoffe die Zuhörer haben nicht gar zu sehr gemerkt, was für eine Challenge diese Veranstaltung für mich war, aber ich wollte halt auf keinen Fall absagen
Von Baden-Baden aus ging es dann direkt mit dem Bummelbähnchen weiter zum Notarztkurs in Langenargen am Bodensee, wo ich am Sonntag zwei Vorträge halten durfte und von Montag bis Mittwoch beim Praktikum mitwirke. Der Hand geht es von Tag zu Tag etwas besser und ich habe an den interessierten und motivierten Teilnehmern große Freude sowie mit meinen Ausbilder-Kollegen (seit Jahren eine Art zweite Familie für mich) viel Spass.
Am Donnerstag geht es nun direkt zurück nach Freiburg in die Handchirurgie, wo evaluiert werden soll, wie es (ggf. operativ) mit der Hand weiter geht...ich bin ja schon einmal gespannt....Auf jeden Fall grämt es mich um alle Dienste in der Klinik und als NA, die ich wegen diesem Mist nicht machen kann - am Willen liegt es keinesfalls, aber es wäre für meine Hand keine gute Sache und für meine Patienten mitunter auch sehr gefährlich.
ICH MÖCHTE MICH ABER WIRKLICH AUFRICHTIG UND HERZLICH FÜR ALL DIE HILFE BEDANKEN, DIE ICH DIE LETZTEN TAGE ERFAHREN DURFTE: ANGEFANGEN VON MEINER LIEBE FAMILIE, ÜBER DAS TEAM AUS DER UNI UNZ/HANDCHIRURGIE/ANÄSTHESIE BIS HIN ZU DEN LIEBEN MENSCHEN RUND UM DIE AGSWN-JAHRESTAGUNG UND DEM NOTARZTKURS. ES FÄLLT MIR NICHT IMMER LEICHT SIE AN ZU NEHMEN, BIN ABER SEHR DANKBAR DAFÜR UDN WEIß ES ZU SCHÄTZEN.
Ich melde mich wieder und berichte...
(toll was man nicht alles in 2h mit einer Hand fluchend getippt bekommt, nicht wahr?)