Ich bitte um Eure Mithilfe: Ist eine „Pseudo-Hypoglykämie“ ein relevanter Performance-Faktor?

Bevor ich zu meinen Fragen komme hier erst einmal der Auslöser dieses kleinen Projekts aus meinen Skiurlaub. Es ist sicherlich kein notfallmedizinisches Problem gewesen, aber es hat mich dennoch ganz schön auf Trab gehalten... Ich entschuldige mich schon jetzt bei Sohnemann Benedikt (4), dass ich ihn mit hineinziehe, aber es geht mir um den guten Zweck.

Wir sind ja derzeit im Skiurlaub in Südtirol und so begab es sich, dass ich Benedikt morgens vom Tal aus via Gondel ins Skigebiet zur Skischule  gebracht hat. Bereits in der Gondel geriet er in einen Tobsuchtsanfall, weil er nicht dort sitzen konnte wo er wollte. Alles beruhigen, kuscheln und auch strengere Worte halfen nichts, er brüllte die 15 minütige Fahrt durch. An der Bergstation angekommen nahm ich ihn zur Seite und meinte er müsse sich beruhigen, damit er zur Skischule kann, auf die er sich eigentlich auch sehr gefreut hat. Dies führte ihn ohne Pause direkt in den nächsten Tobsuchtsanfall, weil der dort nicht hin will. Einen Grund konnte er mir nicht nennen sondern schrie in einer Endlosschleife seinen Protest heraus, weitere Beschreibungen der kommenden kampfvollen 90min erspare ich uns allen jetzt mal. In dieser Zeit fragte ich ihn auch mehrmals, ob er Durst/Hunger  habe (denn er hatte im Hotel vor lauter Aufregung und Vorfreude fast nichts gefrühstückt)  oder auf Toilette müßte, was er vehement bestritt. Nach fast zwei Stunden beruhigte er sich etwas, oder man könnte auch sagen er war so erschöpft, dass ich ihn in ein nahes Restaurant bugsieren konnte. Dort bestellte ich ihm eine Butterbrezel und eine Cola (ja ich weiß, böser Papa!). Innerhalb von 10min kam es zu einer Wunderheilung. Er war wieder das brävste Kind und hoch motiviert zum Skikurs zu gehen. Er hatte keinerlei Erinnerung an die Tobsuchtsanfälle. Er ging dann brav zum verbleibenden Skiunterricht, zeigte dort erstaunliche Leistungen für einen Vierjährigen und benahm sich vorbildlich höflich zu den Skilehrerinnen und den anderen Kindern.

Nachmittags kam es dann zu einer ähnlichen Situation im Hotelzimmer (die Kuscheltiere benahmen sich nicht so wie Benedikt es wollte) , nur dass ich ihn umgehend mit Essen/Trinken zwangsbeglückte, auch dann war der Spuk innerhalb von 5min vorbei und er konnte sich wieder nicht an den Vorfall erinnern.

Seither haben wir für ihn permanent eine Kleinigkeit dabei und es kam zu keiner weiteren Episode mehr. Zurück in Freiburg wollen wir somatische Ursachen ausschließen lassen, aber ich habe da ja einen anderen Verdacht...

Meiner Frau Sieglinde geht es oft ähnlich, nur dass sie natürlich viel selbstbeherrschter und disziplinierter ist. Sie spürt dann mit zeitlichem Abstand zur letzten Mahlzeit insbesondere verbunden mit körperlicher Aktivität einen relativ prompten Leistungs-und Stimmungsabfall, wobei sie es genauer gesagt häufig auch erst richtig realisiert, wenn sie dann wieder etwas gegessen hat und sich besser fühlt. Wir haben ihr auch schon einmal in einer solchen Phase den Blutzucker gemessen, der im unteren Normbereich war, daher möchte ich im Folgenden von einer „Pseudo-Hypoglykämie“ sprechen.

Mir haben schon mehrere (Verzeihung, insbesondere Frauen) von ähnlichen Situationen berichtet, so dass sich mir der Verdacht aufdrängt, dass es ein häufigeres Problem sein könnte.

 

Frage 1: Kennt jemand einen Fachbegriff für eine solche Situation? Ansonsten gebe ich natürlich gerne meinen Namen als Erstbeschreiber her J

 

Ich möchte im Folgenden die Problematik mal wieder mit der Performance-Brille betrachten, es geht nun also nur um Erwachsene, die natürlich alle nicht solche Symptome wie Benedikt haben werden, wobei ich dem Knirps keinen Vorwurf machen will, er ist nur kindlich ehrlich und unverblümt (er präsentiert sich so, wie er sich in diesem Moment fühlt), wir Erwachsenen reißen uns da besser zusammen, aber ist dies aus Sicht der Performance ausreichend?

 

Ich glaube „Nein“. Man kann sich zwar zusammenreißen und zumindest äußerlich zumeist die Fassung waren, aber ich glaube nicht an eine gute Performance in einem solchen Zustand. Meiner Meinung nach ist der Zustand (ohne Behebung des Kaloriendefizits) nicht wirklich  beeinflussbar und auch die eigene Einsicht dieser aktuellen Schwäche fehlt auch zumeist bzw. wird dem Betroffenen erst bewußt, wenn etwas gegessen wurde.

 

Ihr merkt, ich weiß nicht genau wie ich es benennen soll, aber ich halte es auch definitiv nicht für eine relevante Erkrankung, daher will ich es ohne Wertung schlicht und neutral als Performance-Faktor bezeichnen.

 

Ich denke eine formelle Studie ist nicht angezeigt bzw. es ist für eine große Erhebung noch zu früh, aber eine kleine Umfrage möchte ich schon dazu machen, um fest zu stellen, ob ich mich auf dem Holzweg befinde oder wirklich ein häufigeres Problem bei Erwachsenen ist. Bitte teilt mir Eure Meinung/Rückmeldung mit über den Kontakt  von www.passion-notfallmedizin.de

Ich betrachte alle Angaben natürlich diskret und als vertraulich, keine Sorge und nur ich werde die Daten auswerten.

 

Nochmal: Es soll im Folgenden nur um Erwachsene gehen, Benedikts Geschichte dient mir nur zur Verdeutlichung.

 

Frage 2: Habt ihr selbst schon einmal so etwas an Euch bemerkt?

 

Frage 3: Habt ihr es schon an Anderen beobachten können?

 

Frage 4: Seid ihr ein Weiblein oder Männlein J?

 

Frage 5: Hälst Du es für einen relevanten Performance-Faktor?

 

Frage 6: Wenn Du davon betroffen bist, realisierst Du es in der konkreten Situation? Was für „Symptome“ empfindest Du? Wurde in einer solchen Situation schon einmal der Blutzucker gemessen?

 

Frage 7: Hier ist Platz für alle Eindrücke von Dir zu diesem Thema, die Du mir mitteilen möchtest (Freitext)

 

Was für Konsequenzen hat diese Befragung?

Unmittelbar: Ich werde Euch über den Blog anonymisiert auf dem Laufenden halten, was mir zurück gemeldet wurde, ggf. entstehen dadurch auch weitere Fragestellungen/neue Befragungen.

Mittelbar: Man kann/muss sich überlegen, was man den Betroffenen anbieten kann, damit es Ihnen auch in der Akutsituation besser geht, bzw. sie dann eine bessere Performance abrufen können.

 

Nein, ich werde nicht unter die Ernährungsberater gehen. Ich fürchte mal, dass nicht gerade die gesündesten Möglichkeiten auch die Praktikabelsten sein werden (oder wer kann im Schockraum oder der Einsatzstelle sich einen frischen Obstsalat schnibbeln?) .

Aber ich denke da kann jeder einen guten eigenen Weg finden. Auf jeden Fall sollten wir uns meiner Meinung nach nicht immer gleich daran stören, wenn jemand „im Gefecht“ schnell was in die Backe/zwischen die Zähne steckt. Dies ist keine Unhöflichkeit oder mangelnder Respekt, sondern dient vermutlich wirklich der Leistungssteigerung.

 

Auf jeden Fall vermute ich, dass die traditionellen kurzen Frühstückspausen, sei es die OP-Suppe, die Pause auf Intensiv oder der Halt beim Bäcker im Rettungsdienst, vermutlich sinnvoller sind (fachlich wie auch betriebswirtschaftlich), als man denken mag. Ich selbst würde übrigens behaupten, dass ich selbst nicht davon betroffen bin und längere Zeit ohne Essen aushalte. Viel empfindlicher bin ich da bei Durst, dieser wirft mich deutlich schneller aus der Bahn und sorgt auch bereits nach wenigen Stunden zu heftigen Kopfschmerzen.

 

Ich freue mich auf jeden Fall auf Eure Rückmeldung, wär es allgemein lesbar auf meine Facebook-Chronik oder als Tweet schickt ist selber schuld, ich empfehle die Kontaktfunktion bzw. th.ahne@passion-notfallmedizin.de

 

Hier eine erste Erweiterung 4.1.2018 17.30 Uhr:

Herzlichen Dank für die ersten Rückmeldungen, die ich bereits erhalten habe - ich denke da braut sich etwas Interessantes zusammen, aber ich denke jetzt kommt es auf die Anzahl der Rückmeldungen für eine entsprechende Aussagekraft an. Mehr möchte ich nicht verraten, um den Bias nicht zu vergrößern.

Stattdessen hier noch zwei Links zum Thema:

 

Ich bin sicherlich kein Erstbeschreiber, wie diese Fernsehwerbung zeigt:

https://www.youtube.com/watch?v=9XNcS4MHbZc

 

Und deutlich seriöser geht es auch: Diesen Clip wollte ich Euch eh schon lange mal zeigen, weil ich absolut begeistert bin, wie routiniert und struktuiert die Crew mit diesem vergleichsweise schweren technischen Problem umgeht (daher nehmt Euch bitte die Zeit und schaut es Euch komplett an, es lohnt sich in vielerlei Hinsicht wie Teamarbeit, Kommunikation, Arbeiten nach Checklisten, Double check,...!).  Zwischen 12.30 und 13.00 kommt dann die Krönung für mich, da bewußt eine Pause incl. Stärkung eingebaut wird, um fokussiert und konzentriert zu bleiben:

https://www.youtube.com/watch?v=rEf35NtlBLg