Videolaryngoskopie

Die Videolaryngoskopie (VL) hat in der Anästhesie weite Verbreitung  gefunden. An manchen Orten wird sie sogar primär eingesetzt, ansonsten bei bekanntem oder unbekannt schwierigem Atemweg. Die First Success-Rate und die Anzahl der Intubationsschäden konnte hierdurch signifikant reduziert werden. Als Kehrseite der Medaille habe ich manchmal schon den Eindruck, dass wir bei der Weiterbildung der jungen Kollegen vielleicht manchmal zu häufig das VL einsetzen und daher die Ausbildung mit anderen Intubationshilfen bis hin zur fiberoptischen Intubation zu kurz kommt bzw. keine Expertise in der Bewältigung eines nicht einfachen Atemweges mit konventionellen Mitteln mehr besteht. Andererseits wäre es natürlich töricht auf dieses gute und etablierte Verfahren zu Lasten der Patientensicherheit zu verzichten.

Auch präklinisch wird die VL immer häufiger eingesetzt, was ich sehr begrüße. Beachtenswert finde ich jedoch, dass häufig ein anderes Modell wie innerklinisch eingesetzt wird und ich der Meinung bin, dass man die einzelnen Gerätemodelle nicht uneingeschränkt vergleichen kann. Es gibt kleine aber feine Unterschiede im Handling aufgrund von leicht unterschiedlicher Spatelformen, der Position der Kamera am Spatel oder der Darstellung auf dem Monitor. Aus Kostengründen wird nicht selten darum gebeten die oft vorgehaltenen Geräte mit Einmalspatel nur dann zu verwenden, wenn eine konventionelle Laryngoskopie nicht möglich ist. Dies halte ich aus mehreren Gründen für nicht zweckmäßig: Die präklinische Intubation gilt a priori als schwierig und ist zudem in aller Regel auch zeitkritisch, warum sollte dann nicht gleich primär das Tool mit der höchsten First Success-Rate eingesetzt werden? Ich halte es für unklug zur Verifikation des schwierigen Atemwegs erst „sehenden Auges“ konventionell zu scheitern um dann unter Zeitdruck das Verfahren zu Wechseln. Zudem kommt es bei einer second-line Anwendung zu einer deutlich geringeren Anwendungsexpertise des gesamten Behandlungsteams. Es ist offensichtlich, dass es mit dem VL allein nicht getan ist: Der Anwender muss in dem Verfahren geübt sein und auch eine geübte Assistenz ist nicht zu unterschätzen. So ist in meinen Augen ein Tubus mit Führungsstab in „Hockeyschlägerform“ als obligat an zu sehen und eine Absaugmöglichkeit muss auch permanent und unmittelbar verfügbar sein, denn Sekret jedweder Art ist der Feind jeder Videotechnik. Sinnvoll wäre meiner Meinung nach auch eine Routine in der Benutzung eines Bougies/Stylets anstelle des normalen Führungsstabes, weil so die First-Success Rate insbesondere auch bei sehr schwierigem Atemweg deutlich verbessert werden kann, da keine direkte Sicht auf die Stimmbandebene zwingend ist. Allerdings braucht dieses Manöver deutlich mehr Übung für das gesamte Team und kann eigentlich nicht erstmalig ohne vorheriges Training/Briefing angewendet werden.

Ich hoffe sehr auf eine weitere flächendeckende Verbreitung der VL in der Präklinik und sinnvollerweise mit den gleichen Geräten wie innerklinische im gleichen Arbeitsbereich. Ebenso ist für das gesamte Team eine intensive Schulung und eine regel- sowie routinemäßige  Anwendung zu fordern. Ansonsten erreichen wohl auch insbesondere alle Nicht-Anästhesisten die notwendige Anwendungssicherheit zugunsten der Patientensicherheit.