Ich kann ja immer die Folgen von EM_RAP German Edition empfehlen (siehe Linksammlung), aber in der Oktoberausgabe 2017 beeindruckte mich v.a. der Abschnitt über Decision Fatigue von Dr. Tobias Becker (Jena) und Dr. Thomas Fleischmann (Heide).
Bestenfalls hört ihr Euch den Blog regelmäßig oder zumindest aber die ganze Folge an. Bezug nehmen will ich über o.g. Segment. Ehrlich gesagt habe ich bisher noch nie etwas von Decision Fatigue gehört aber es scheint mir plausibel: Die Entscheidungsfreudigkeit nimmt mit zunehmender Schicht-/Arbeitsdauer relevant ab. Ein Effekt, den ich absolut bestätigen kann: Am Ende einer langen und erschöpfenden Schicht tue ich mich deutlich schwerer Entscheidungen zu treffen als frisch ausgeruht bei Arbeitsantritt. Bei der präklinischen Arbeit kann man leider diesbezüglich nicht viel machen, aber ich denke innerklinsich schon. Ich bin ja auch ein Freund langer Dienstzeiten, damit ich anschließend eine längere Freizeitphase habe, aber bezüglich der Entscheidungsfreudigkeit macht es leider scheinbar keinen Sinn.
Ich muss mir auch selbst eingestehen, dass ich nach längerer Zeit im Dienst mir wohl auch schwer tue Entscheidungen zu treffen. Aber wie gehe ich nun damit um?
Ich denke das Wichtigste ist sich dieser Schwäche bewußt zu werden und sich dann noch mehr Unterstützung vom Team ein zu fordern. Vielleicht lässt es sich dann bei der nächsten Versorgungsstufe oder im Rahmen der nächsten Schicht realisieren die getroffenen Entscheidungen zu hinterdenken und ggf. zu bestätigen. Ich denke auch dieser Aspekt ist Teamarbeit!!!
Aber was kann man prophylaktisch tun? Regelmäßige und ausreichend lange Erholungspausen innerhalb und außerhalb der Schichten scheint extrem hilfreich und produktiv gegenüber dieser Fehlerquelle zu sein. Ggf. lässt es sich auch machen am Ende der Schicht wichtige Entscheidungen auf die Folgeschicht (innenklinisch) zu verlagern und wir sollten uns als Präkliniker daran gewöhnen unserer Ergebnisse/Entscheidungen im Nachhinein (nach Übergabe in der Zielklinik) auswerten und bewerten zu lassen.
Innerklinisch sollte ich mir abgewöhnen am Schichtende kurz vor Übergabe wegweisende Entscheidungen zu treffen. Sicherlich kann es nicht Sinn sein wichtige und zeitkritische Entscheidungen zu verzögern, aber man kann ja schon die Diagnosephase gut voran treiben und eine Primärtherapie zu gewährleisten die weitere Therapieplanung aber eine "frischen" Kollegen zu überlassen.
Kurzum: Ich denke es ist wichtig prä- wie innerklinisch und egal zu welcher Schichtzeit gut und effektiv mit seinem Team zu kommunizieren und sich von seinen Teammitgliedern einen wichtigen Input ein zu fordern zugunsten eines effektiven Decision Makings. Ich hoffe ich kann hier bald praktikabel nachberichten.... Aber denkt schonmal über diesen Effekt nach....