Einfluss der Motivation auf die Performance

Heute Morgen brachte ich um 4.30 Uhr meine achtjährige Tochter in die Stadt, damit sie von dort aus um 5 Uhr mit ihren Karatetrainern und –freunden zu den 260km entfernten baden-württembergischen Karatemeisterschaften fahren konnte. Natürlich bin ich als Vater extrem stolz auf meine „Große“, dass sie ohne Begleitung aus der Familie zu dieser für sie sehr bedeutungsvollen Veranstaltung fährt und bewundere sie extrem für ihren großen aber fairen Kampfesgeist und eisernen Willen bis zur Schmerzgrenze sich mit Gleichgesinnten zu messen.

Mich haben aber auch die Trainer heute sehr beschäftigt, und darauf will ich im Folgenden eingehen: Was bewegt solch einen Trainer/Vereinsbetreuer als Familienmensch am freien Wochenende das Privatauto kostenfrei zur Verfügung zu stellen um über 500km „fremde“ Kinder zu einem Turnier zu fahren und sie dort zu betreuen?

Ich weiß,  es gibt noch eine Vielzahl anderer Ehrenamtlicher, die ähnliche Strapazen für Ihr Hobby auf sich nehmen, aber ich möchte die Karatetrainer jetzt mal als Anschauungsobjekt nutzen. Warum tun sie dies ohne jeden finanziellen Ausgleich? Folgende Gründe fallen mir ein:

-       Weil sie voll und ganz hinter ihrem Hobby stehen und daher hoch motiviert sind

-       Weil sie für die Sache brennen

-       Weil sie Freude am trainieren Anderer empfinden und sie gern ihr Wissen weitergeben

-       Weil sie (berechtigterweise!) stolz sind auf die Leistungen der Kids und auch die eigene Trainerleistung

-       Auf ein kollegiales Treffen mit anderen Trainer zum Austausch über die gemeinsame Leidenschaft

-       Weil sie es nicht als Zeitverschwendung verstehen

-       Weil sie sie wissen eine wichtige soziale Funktion und Rolle zu erfüllen

Alles in Allem führt dies zu einer hoch professionellen Performance und ist ein großer Gewinn für alle Beteiligten.  Klingt doch alles löblich und nachvollziehbar, oder?

 

Aber warum kann man diese hohe Motivation nicht so häufig und in dieser Ausprägung (um es mal freundlich und zurückhaltend aus zu drücken) im beruflichen Umfeld (der Profession) beobachten?

Und dies obwohl man sogar dafür Geld bekommt und somit seinen Lebensunterhalt  bestreitet? Warum stehen viele Mitarbeiter nicht hinter Ihrer Firma oder gar der eigenen Tätigkeit – warum fehlt es an der passenden Identifikation?

Wo ist das Feuer für die eigene Tätigkeit geblieben? Warum ist es gesellschaftlich akzeptiert zu sagen „Dienst ist Dienst und Schnaps ist Schnaps“? Warum haben Viele ein Problem damit ihr KOMPLETTES Wissen und ihre Fertigkeiten an Auszubildende jedweder Art weiter zu geben? Muss man wirklich um seinen Job bangen wenn man die nächste Generation (zu) gut ausbildet? Darf man nicht mehr Stolz auf seine eigene Tätigkeit und die Firma sein? Warum sucht man nicht den fachlichen Austausch mit Kollegen? Weil man sich nicht in die Karten schauen lassen will? Nicht wenige sind nicht bereit mehr als die geforderte Arbeitszeit für die Firma zu investieren. Weil Viele im medizinischen Sektor nicht mehr ihre wichtige soziale Funktion erkennen?

 

Sicher habe ich die Einstellungen aus dem beruflichen Umfeld überzeichnet und versuche damit zu polarisieren. Aber dennoch habe ich leider keinen Punkt erfinden müssen sondern habe es alles schon so erlebt.

 

Aber muss man denn überhaupt für eine gute Performance (was unser Ziel sein sollte) hoch motiviert sein?  Nicht zwingenderweise, aber ich denke es ist nachvollziehbar, dass es motiviert viel besser und einfacher möglich ist eine gute Performance zu zeigen. Es ist extrem anstrengend ohne Motivation und Identifikation mit der eigenen Rolle eine gute Leistung zu zeigen (hohe Burnoutgefahr).

 

Hhmmm, was kann in meinen Augen nun zur Förderung der eigenen Motivation tun? Folgende Ansatzpunkte fallen mir spontan und ohne Anspruch auf Vollständigkeit ein:

-       Förderung der Identifikation mit der Firma/Tätigkeit/Rolle/Aufgabe durch eigene Reflektion im Kontext mit der beruflichen Tätigkeit sowie durch eine transparentes Management und Information durch Führungskräfte.

-       Anerkennung der Benefits, die man für seine Tätigkeit erhält.

-       Den Beruf auch als Passion empfinden und somit nicht nur als Pflichtaufgabe.

-       Wieder Zufriedenheit und auch wieder Stolz für den medizinischen Beruf  und seiner hohen sozialen Funktion empfinden.

-       Weitergegebenes Wissen ist höchst befriedigend und entlastend und sorgt nicht für Konkurrenz!

-       Verbesserter Austausch mit Kollegen und somit gewinnbringender Informationsaustausch über positive wie negative Inhalte. Wenn gemachte Erfahrungen geteilt werden, muss sie nicht jeder zeit- und kraftraubend jeder machen.

-       ... Es gibt sicherlich viele weitere Möglichkeiten der individuellen Motivationsförderung, dazu bedarf es jedoch einer gesunden Selbstreflektion.

-       Mutig sein und aufbegehren, dass es nicht länger akzeptiert und gefördert wird über die eigene Tätigkeit ausschließlich und anhaltend zu jammern.

 

Sicher habe ich in einigen Punkten übertrieben und polarisiert. Ich freue mich über einen kritischen aber konstruktiven Dialog zu dieser Thematik aber man sollte bedenken, dass die getroffenen Hunde immer am lautesten bellen.

 

Nein, ich will auch kein Motivationstrainer werden, sondern ich habe das Thema aufgegriffen weil ich fest davon überzeugt bin, dass die Motivation einen elementaren Einfluss auf unsere Performance hat. Und jeder unserer anvertrauten Patienten hat eine sehr gute Performance verdient und daher sehe ich uns in der Pflicht uns mit unserer Motivation und unseren Beweggründen kritisch auseinander zu setzen.

 

Und herzlichen Dank nochmal auf diesem Wege an die Karate-Betreuer/Trainer meiner Tochter und an alle anderen ehrenamtlich engagierten und motivierten Menschen in unserer Gesellschaft!