Es erfolgt die Nachalarmierung des schweizer RTH aufgrund SHT bzw. Polytrauma nach Sturz vom Baum (ca. 5m). Vor Ort wird der 74jährige Patient bereits durch eine RTW-Besatzung und Anästhesiepflege versorgt. Bereits initial bestand nur ein GCS von 3, der Patient hatte auch bereits einmal erbrochen, so dass eine dringliche Indikation zur Schutzintubation bestand. Allerdings wurde auch eine Thoraxinstabilität rechts mit Krepitationen festgestellt. An Vorerkrankungen war ein Z.n. Herz-OP (?) mit nachfolgender Marcumarisierung bekannt. Die präklinische Sonographie zeigte orientierend ein aufgehobenes Pleuragleiten rechts. Bei rasch weiter abfallender Sauerstoffsättigung trotz Sauerstoffinsufflation und Esmarch-Handgriff musste jedoch die Sonographie abgebrochen und notfallmäßig die Intubation ohne weitere Aspiration durchgeführt werden. Ca. 5min nach Intubation fällt das etCO2 abrupt ab und es tritt innerhalb kürzester Zeit ein Kreislaufstillstand ein. Daraufhin erfolgt neben Beginn der Reanimationsmassnahmen die Entlastungspunktion der rechten Thoraxseite in Monaldi-Position ohne hörbares Entweichen von Luft. Nach zwei Minuten konnte noch während der Vorbereitung der Bülaudrainage ein ROSC festgestellt werden. Im Rahmen der Thoraxdrainagenanlage entwich zunächst mit Druck Luft, jedoch anschließend gefolgt von in der Summe ca. 2l Blut im Sinne eines Hämatothorax. Bei anhaltender hämodynamischer Instabilität wurde das nächstgelegene Kantonsspital bodengebunden angefahren, wohlwissend, dass es dort keine Neuro- bzw Thoraxchirurgie gibt. Während der ca 15minütigen Fahrt kommt es nochmal für ca. 3min zu einer Reanimationssituation. Die Übergabe im Schockraum erfolgt unter instabilen Kreislaufverhältnissen und es tritt kurz darauf eine erneute Reanimationssituation ein. Der Patient kann in der Folge nicht mehr stabilisiert werden. Im FAST wird freie Flüssigkeit im Abdomen sowie eine Perikardtamponade ausgeschlossen werden. Eine zerebrale Bildgebung bei V.a. auf schweres SHT unter Marcumar mit bereits initialer Bewusstlosigkeit war nicht mehr durchführbar bzw. ohne Konsequenz.
Lehren aus dem Einsatz: Klassisch entwickelte sich nach der notfallmäßigen Schutzintubation aus dem Hämatopneumothorax eine Spannungskomponente. Durch die Krepitationen und die präklinische Sonographie konnte diese Komplikation bereits im Vorfeld antizipiert und dann umgehend gehandelt werden. Übrigens war das Atemgeräusch auskultatorisch seitengleich und auch die Thoraxperkussion ergab keinen wegweisenden Hinweis. Unter Marcumar kam es zu einer nicht beherrschbaren Blutungssituation. Erwägenswert wäre als Ultima Ratio in verzweifelter Situation und Reanimationspflichtigkeit noch eine Clamshell-Thorakotomie mit dem Versuch einer improvisierten Blutungskontrolle denkbar gewesen, jedoch war zu diesem Zeitpunkt kein Anwesender mit dieser Technik vertraut.